Der arme schwarze Kater by Wiedergrün Helene

Autor:Wiedergrün, Helene [Wiedergrün, Helene]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriimi/Thriller
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2014-05-19T22:00:00+00:00

Kapitel 19

Am Montag machte ich mich wieder an die Arbeit zu Kirchner. Immer, wenn ich zufällig die Seite mit dem Katzenbild aufschlug, meldete sich mein Unbehagen. Warum rief Volker Riemann nicht zurück? Ich versuchte es noch zweimal, bekam aber immer nur die Stimme vom Band zu hören.

Endlich, am späten Nachmittag, erwischte ich ihn. Er war übers Wochenende in Stuttgart gewesen, um beim SWR einen Film zu bearbeiten, den er über eine Sekte gedreht hatte. Ich sagte ihm, ich müsse dringend etwas mit ihm besprechen, und so verabredeten wir uns für abends nach meinem Italienischkurs in der Seekuh.

Ich war als Erste da und überlegte kurz, ob ich mich raussetzen sollte. Drinnen war es immer so verraucht. Aber der Altweibersommer wärmte nur noch tagsüber, am Abend sind die alten Weiber zu Hause, und so suchte ich uns drinnen einen Tisch, in der Ecke hinter dem Tresen, wo wir einigermaßen ungestört sein würden. Kurz nach neun kam auch Volker. Er setzte sich über Eck neben mich, sodass wir uns unterhalten konnten, ohne schreien zu müssen. Dann bestellte er ein Weizen, ich ein Schimmele, und wir prosteten uns erst einmal zu.

»Also, schieß los, was gibt’s denn so Wichtiges?«, kam er schließlich zur Sache.

»Sag mal, kannst du mir etwas zum Thema Satanismus sagen?«

Er stellte sein Glas ab und sah mich an. »Wieso interessiert dich dieses Thema? Ist etwas passiert?«

»Ich weiß nicht so genau. Hast du nicht mal in der Szene recherchiert?«

»Hm, ja, das hab ich.« Pause. »Ist schon eine Weile her.« Er nahm sein Bier wieder zur Hand.

»Und, was kam dabei heraus?«, fragte ich ungeduldig.

Er zuckte mit den Schultern. »Nichts.«

Ich war enttäuscht. Fehlanzeige also.

Er drehte sich eine Zigarette, wir tranken noch einen Schluck und beobachteten eine Weile die anderen Gäste. Eine Frau kannte ich von der Uni. Sie nickte mir zu, und ich grüßte zurück. Volker zündete seine Zigarette an und betrachtete die brennende Spitze.

»Jedenfalls hab ich nichts darüber geschrieben.«

Also doch!

Er trank sein Weizen leer und winkte Robert, dem Wirt hinter der Theke, mit dem Glas.

Ich konnte warten.

Als das Bier schließlich vor ihm stand, nahm er erst einmal einen kräftigen Schluck, dann wischte er sich den Schaum vom Mund und endlich fing er an, zu reden.

»Also erstens wird das mit den Satanisten in den Medien fürchterlich übertrieben.«

»Mhm.«

»Und zweitens gibt es gar nicht die Satanisten, es gibt ganz unterschiedliche Gruppierungen, die sich so nennen oder in diese Schublade gesteckt werden.«

»Ach ja? Und welche sind das?« Ich war ganz Ohr.

»Also, die einen, das sind im Prinzip Altherrenclubs, heißen Ordo Templi Orientis, Temple of Set oder Church of Satan. Die findest du sogar bei Wikipedia, sie treffen sich regelmäßig in ihren Logen, halten Vereinssitzungen ab, mit ein bisschen Hokuspokus, aber im Prinzip sind das alles irgendwelche biederen Typen, die es im Leben zu nichts gebracht haben und sich zum Ausgleich in ihrem Club Priester und Hohepriester nennen lassen. Da kannst du ganz einfach beitreten, die machen Werbung im Internet und sogar eine Menge Geld mit Merchandisingprodukten. So eine Art Mischung aus Freimaurern und KuKluxKlan mit etwas Esoterik dabei.

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